Hindernisse lieben die Hintertür

Hindernis durch die Hintertür

Hindernisse gehen nie durch die Haustür.

– Sayadaw U Tejaniya

Hindernisse laufen niemals durch die Haustür. Sie schlüpfen durch die Hintertür, schleichen sich durch die Schiebetür der Terrasse oder kriechen durch das Mausloch in der Wand. Wir sehen sie nicht kommen.

Gewahrsein löst Spannungen auf. Wichtig, denn Hindernisse leben von Spannung. Deshalb erscheinen sie nicht, solange das Gewahrsein stark und klar ist. Hindernisse warten, und wenn die Achtsamkeit ein Nickerchen macht, kommt ihre Zeit.

Vor Jahren wurde ich neugierig auf die Natur der Gedanken – was sind Gedanken eigentlich? Ich hatte keine Schwierigkeiten, den Inhalt der Gedanken zu bemerken: die Ideen, Geschichten, Beschwerden, Erklärungen und Geschichten. Wesentlich schwieriger war es, den Gedanken selbst zu sehen. Wären Gedanken Eiscreme gewesen wären, hätte ich nur den Geschmack der Gedanken – Vanille, Erdbeere, Mango – bemerkt, aber nicht das Eis selbst, das diese Aromen trägt. Ich wollte das Eis, die Substanz des Gedankens sehen, nicht nur seinen Geschmack.

Damals gab es in meiner Meditation kurze Sequenzen, in denen keine Gedanken aufkamen. Ich beabsichtigte, aufmerksam in eine so ruhige Sequenz zu schauen und einen Gedanken zu erfassen, sobald er entstanden. Vielleicht würde ich dann die Substanz, die Natur dieses Gedankens sehen. Es war, als wäre ich in einem Theater. Die Vorhänge waren offen, aber die Bühne war leer. Ich wartete leise darauf, dass die Schauspieler auf die Bühne kommen.

Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich zwanzig, dreißig oder vierzig Minuten lang ohne einen einzigen Gedanken sitzen. Davor wollte ich immer, dass die Gedanken weg sind. Und jetzt, da ich sie sehen wollte, streikten sie.

Dann flatterte meine Aufmerksamkeit auf das Schild „Ausgang“ im Theater, oder auf die Decke, oder auf den Sitz neben mir. Als ich dann auf die Bühne zurückblickte, war sie gefüllt mit plappernden Schauspielern und Schauspielerinnen. Gedanken tauchten nur auf, wenn ich nicht aufpasste.

Es entstehen keine Hindernisse, wenn wir wissen, was vor sich geht. Sie können nur durch unsere blinden Ecken hineinschlüpfen. Wenn das Gewahrsein entspannt und nach allen Seiten offen ist, können keine Hindernisse entstehen.

 

Hindernisse bewegen sich in Banden.

– Sayadaw U Tejaniya

Autor: Doug Kraft

Kapitel 26 aus ‘Meditator’s field guide’
Übersetzung: Anja Edwards van Muijen

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