Autor: Doug Kraft. Kapittel 17 aus 'Meditator's field guide'.
Während meiner Studienzeit verbrachte ich zwei Sommer mit der Arbeit für einen Kinderpsychiater. Ich leitete ein Tageslager für Gruppen seiner Patienten. Es war meine erste überwachte klinische Ausbildung.
Ich mochte viele der Kinder, also fragte ich den Psychiater, ob es in Ordnung sei, ihnen zu sagen, dass ich sie liebte.
Er sah mich ruhig und fragend an. „Worte sind nur Ansprüche,“ sagte er. „Sie bedeuten diesen Kindern nicht viel. Ihre Eltern belügen sie die ganze Zeit – sie sagen etwas, aber tun etwas anderes. Wenn du gemein zu ihnen bist und ihnen sagst, dass du sie liebst, werden sie die Worte zurück in dein Gesicht werfen.“
“Aber du bist nett. Wenn du ihnen sagst, dass du sie liebst, werden sie dir vorsichtig glauben. Selbst wenn du nichts sagst, wissen sie, dass du dich um ihnen sorgst. Weil du sie gut behandelst.“
Seine Worte haften. Ich hatt, naiv, gedacht, dass es in der Psychotherapie um Worte ging. Aber er betonte, dass für Kinder das, was ich sagte, weniger Auswirkungen hatte als das, was ich tat.
Weisheit sagt, ich bin nichts.
Sri Nisargadatta
Liebe sagt, ich bin alles.
Das gleiche Prinzip gilt für Erwachsene. Ralph Waldo Emerson sagte: „Deine Taten sprechen so laut, dass ich nicht hören kann, was du sagst.“
Dies gilt auch für die Beziehung zu uns selbst, in der Meditation und anderswo. Das Prinzip ist: wir bekommen das, worin wir unsere Energie stecken. Handlungen haben mehr Energie als Worte. Unsere Worte sind relativ geisterhaft. Wie wir uns selbst behandeln oder wie wir mit dem Geist-Herz in Verbindung stehen, besitzt viel mehr Energie und wirkt dadurch stärker.
Buddha sagte dasselbe mit einer anderen Metapher: wir bekommen, was wir essen. Also müssen wir uns dessen bewusst sein, was wir pflegen. Dieser Rat hilft uns zu verstehen, was die Gefühle im Geist-Herz nährt – das heißt, was sie antreibt – und was wenig mehr als ein Windeshauch ist.
Zum Beispiel, ich bin wütend. Ich sage zu mir selbst, wie ich misshandelt werde. Dies speist den Ärger, indem diese Aussage mehr Energie hineinbringt. Ich werde innerlich sauer.
Eine andere Möglichkeit: ich bin wütend und sage mir ein Mantra: „Ich bin Frieden und Glück.“ Ich benutze das Mantra, um die Wut zu unterdrücken. Meine Gedanken handeln von Frieden, aber diese Aktion unterdrückt das wütende Gefühl. Wut ist ein aversiver Zustand, genauso wie Unterdrückung eine aversive Aktion ist. Deshalb benutze ich Aversion gegen Aversion. Als würde man ein eingeschüchtertes Kind anschreien: „Sei friedlich und glücklich!“ Es ist nicht beruhigend. Die Worte ‘friedlich und glücklich’ haben sehr wenig Energie. Dafür haben der Ton und die Aversion der Aversion sehr viel Energie. So werde ich angespannter, bis ich in einem wütenden Ausbruch die Kontrolle verliere. Oder umgekehrt, ich koche schweigend vor Wut oder werde depressiv. Während ich dem Frieden Lippenbekenntnisse mache, übersetze ich Energie in Aversion. Das ist was ich füttere. Und das ist, was ich dafür bekomme.
Eine dritte Möglichkeit: ich bin wütend und mein Geist erzeugt Geschichten darüber, was für ein missverstandener Märtyrer ich bin. Jetzt versuche ich nicht, die Geschichten aufzuhalten. Sie sind nämlich nur Worte ohne viel inhärente Energie. Ich brauche nicht in ihnen zu schwelgen oder sie weg zu stoßen. Stattdessen erkenne ich sie, lasse sie dann fortfahren, ohne ihnen weiter Aufmerksamkeit zu schenken. Jetzt kann ich das Gewahrsein auf das Gefühl der Wut selbst richten. Es fühlt zum Beispiel angespannt und unangenehm. Ich versuche dabei nicht, die Spannung oder das Unbehagen loszuwerden. Ich öffne nur ein Gewahrsein dafür. Wenn das Geist-Herz mit der Spannung vertrauter wird, entspannt es sich auf natürliche Weise. Alternativ kann ich die Spannung einladen sanfter zu werden. Aber ich dränge nichts weg.
Es fühlt sich an wie entspannen hinein die Spannung und das Unbehagen.
Auf diese Weise bringe ich das Gewahrsein und die Akzeptanz auf für das, was tatsächlich jetzt vor sich geht. Dies sind praktische Ausdrücke von Weisheit und Wohlwollen. Ich setze Energie in heilsame Qualitäten wie Gewahrsein, Weisheit, Akzeptanz und Freundlichkeit. Sie ändern diesen Moment nicht. Auf Dauer ändert sich etwas, weil diese heilsame Qualitäten jetzt gefüttert und gestärkt werden.
Doug Kraft. Meditator’s Field guide. Reflections on 57 Insights that Slip Away. Easing Awake Books, 2017. Chapter 17. We Get What We Put our Energy Into. Pp. 85-88.
Übersetzung in Deutsch: Anja Edwards van Muijen, Alexander.
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